Der Name leitet sich aus der ursprünglichen Idee ab, die Kinder der eigenen Straße, in der die Gründer des Straßenkindergartens wohnten, in einem Kindergarten zu vereinen. Natürlich sollte sich der Kindergarten in der eigenen Straße befinden.
Die Idee war zu leben wie in einer Großfamilie. Verwandte, Freunde, Nachbarn sollten sich im Terrassencafé treffen.
Die Realität sah dann ein wenig anders aus. Aus der geplanten Villa wurden Kindergartenräume in einem anderen Stadtteil und das Terrassencafé hat sich im Alltag als ungünstig erwiesen. ABER das Ideal „Leben wie in einer Großfamilie“ blieb. Soziale Geborgenheit, partnerschaftliche Kommunikation und die Persönlichkeit des Kindes standen von Anfang an im Vordergrund, jedes Kind sollte sich seinen Neigungen und Interessen gemäß entwickeln. Der Begriff „Straße“ wurde zum Synonym für die Natur, Umwelt und Leben in der Großstadt.
Schon seit 1991 gibt es die Idee zum Straßenkindergarten. Eltern, die mit der damaligen Kindergartensituation nicht glücklich waren, wollten eine Alternative schaffen und erarbeiteten die Idee und die Satzung des zukünftigen Vereins.
1992 wurde der Verein offiziell eingetragen und die erste Erzieherin wurde gefunden. Sabine war gelernte Lehrerin und auf der Suche nach einem neuen Ziel. Das Konzept überzeugte sie und passte zu ihren Idealen. So verhalf sie dem Projekt zum Leben und noch 25 Jahre später passt sie mit Herzblut auf die Straßenkindergartenkinder auf.
1993 eröffnete der Kindergarten nach zwei Jahren Planung und der Suche nach Erzieher*innen, Helfern und Unterstützer*innen in den Räumen der Tarostraße 7. Mit 16 Kindern und vier Erwachsenen, darunter zwei Erzieher*innen, startete das Kindergartenleben. Aus dem Traum wurde Realität. Der Mut, einen anderen Kindergarten zu eröffnen, machte den Gründer*innen zunächst selbst etwas Angst. Es wurde viel improvisiert, vieles war noch unstrukturiert und ungeplant.
Anders war am Kindergarten damals einiges: statt Kittel arbeiteten die Betreuer in Zivilkleidung, mit den Kindern wurde auf Augenhöhe kommuniziert. Die Familien waren von jeher stark eingebunden. Damals noch mehr als heute, denn die Eltern halfen, den Kindergartenalltag, der für alle Neuland war, zu bewerkstelligen. Sie halfen putzen und abwaschen, beteiligten sich im Kindergartenalltag und waren als helfende Hand gern zur Stelle.
Der Straßenkindergarten ist eine Elterninitiative. Das heißt, die Eltern waren nicht nur die „helfende Hand“, sondern hielten von Beginn an auch als Vorstand des Vereins die Zügel in der Hand. Der
Vorstand besteht aus Eltern, die von den Eltern in der Mitgliederversammlung des Vereins gewählt werden.
Seit 1995 gab es für einige Jahre eine Kooperation mit den „Grauen Löwen“. Die Kindergruppe traf sich mit den Senioren zum gemeinsamen Spielen und Basteln und verbrachte so einige schöne Nachmittage zusammen mit diesen.
Generell wurden in den Jahren viele Ausflüge unternommen: ob mit dem Sax-Express zum Agrapark, in den Wildpark, Zoo oder Bauernhof Mölkau zum Tiere bestaunen, zur Feuerwehr, zum Haus Steinstraße e.V. oder an den Auensee, um nur einige zu nennen – langweilig wurde es nie. Und wenn die Kinder im Kindergarten blieben, sorgten diverse Mottopartys für Stimmung. Es gab Ritterfeste, Kartoffelfeste, ein Neptunfest und so weiter. Zur Eröffnung des selbstgebauten Piratenschiffs im Garten stieg natürlich ein Piratenfest.
Und nicht nur das Piratenschiff wurde selbstgebaut. Im Laufe der Jahre fanden sich immer handwerklich begabte Eltern und Hausmeister, die sich immer tolle neue Spielgeräte ausdachten. So sind der heutige Schaukelgarten, das Baumhaus und Spielauto selbst konstruiert und gebaut und der Garten wurde 2003 mit dem 2. Platz im Sächsischen Kinder-Garten-Wettbewerb ausgezeichnet prämiert. Die im Straßenkindergarten übliche Elternarbeit hat viele Projekte ermöglicht, die sonst nicht zu realisieren gewesen wären. Auch die umfassende Badsanierung entstand in Elternarbeit.
In den letzten 25 Jahren wuchs der Kindergarten von 16 auf 52 Kinder an. Zu Beginn suchte der Kindergarten händeringend nach Kindern, da die geburtenschwachen Jahrgänge sich bemerkbar machten und der Verein sich vergrößern wollte. Es dauerte fünf Jahre, bis der Kindergarten eine zweite Gruppe eröffnen und zwei neue Betreuer*innen einstellen konnte. Diese zwei Betreuerinnen, Annett und Kerstin, sind genauso wie Sabine noch immer ein Teil des Straßenkindergartens.
Auch sozial engagierte sich der Straßenkindergarten häufig. Schon 1996 demonstrierte der Kindergarten mit einem Stand beim Jugendhilfetag unter dem Motto „Hände weg vom Jugendetat“. Und auch 2017 beteiligte sich der Kindergarten mit Unterstützung der Eltern und Betreuer an der Demonstration der Leipziger Kitainitiative „Weil Kinder Zeit brauchen“. Auch die sozialen Projekte der Mitarbeiter wurden unterstützt. Annett nahm privat an pädagogischen Austauschprogrammen mit Israel und der Mongolei teil, die Annett und die Kinder auch im Kindergarten besuchten, ihnen einen Teil ihrer Kultur zeigten und die zusammen mit ihnen Feste feierten.
2004 bekam der Kindergarten weiteren Gruppenzuwachs. Nach den Füchsen und den Ameisen kamen die Störche dazu, womit es nun zwei Kindergarten- und eine Kinderkrippengruppe gab.
Von 2005 bis 2014 wird der Straßenkindergarten Teil des „Freien Kindergarten e.V.“ und wurde durch diesen verwaltet. Ab 2015 ist der Straßenkindergarten wieder eigenständig und eine große Umbruchsphase begann. Seit 2016 gibt es mit Anke eine neue Leitung im Straßenkindergarten, die das Bindeglied zwischen dem Vorstand und dem Team des Kindergartens ist.
Mit der Veränderung der Struktur beschäftigte sich der Vorstand auch mit den Integrationskindern, die bis dato keinen expliziten Integrationsstatus mit den entsprechenden Vorteilen hatten. Um auf die Integrationskinder besser eingehen zu können, wurden die Störche zur Integrationsgruppe und Annett begann eine heilpädagogische Zusatzausbildung. Die Gruppengröße der Störche reduzierte sich auf 17 Kinder. Die Fuchsgruppe wuchs daher an und teilte sich in Füchse und Waschbären auf, die seither als kleine Gruppen von jeweils 12 Kindern von Sabine und Lars betreut werden. Jetzt sind es vier Gruppen im Straßenkindergarten.
Doch dies wird nicht lange so bleiben. Denn ebenfalls 2015 bahnten sich Gespräche mit der Stadt Leipzig an, dass das Gebäude umfassend saniert werden müsste und der Kindergarten daher zwischenzeitlich ausgelagert werde. Im Zuge dieser Gespräche und durch die allgemeine Kitaplatznot in Leipzig entstand die Idee, keine Interimslösung für den Straßenkindergarten zu finden, sondern ein neues Gebäude zu finden.
So fanden wir nach intensiver Suche ein neues Heim für den Straßenkindergarten. Ab 2023 wird der Kindergarten umziehen nach Lindenau in das “Lindenauer Forum”, das von der Firma Löweninvest gebaut wird. Der Straßenkindergarten wird dabei auf zwei Krippengruppen und fünf Kindergartengruppen mit insgesamt 81 Kindern anwachsen. Es stehen also weiterhin aufregende Zeiten bevor.
Nach einigen Verzögerungen sind wir im Juni 2024 in unseren neuen Straki umgezogen und nach einigen Wochen der gemeinsamen Eingewöhnungszeit auch richtig gut angekommen und haben den ersten Sommer hier verbracht. Wir freuen uns darauf wenn dann ab Herbst 2024 noch die Bäume gepflanzt werden.